Rolf Blumig

Zirkus Blumig

LP

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„Liebe ist überall“. Ein perfider Beginn, mit dem Rolf Blumig uns in seinen „Zirkus Blumig“ einlädt. In Zeiten sozialer, (kultur-)politischer und wirtschaftlicher Verunsicherung ist das natürlich ein willkommener Lockruf. Gutmütig folgen wir dem verheißungsvollen Zeigefinger, ohne recht das Gesicht betrachtet zu haben. Denn: „Was suchen wir überall“?
Also rein in die Manege, wo es nach Heu riecht und nach Tier und irgendwie auch nach Lust und Blut und Gitarren. Vorhang auf, Orgel ab - und spätestens jetzt, am Ende des ersten Tracks wissen wir: ganz so lieblich wird das nicht.

Zirkus Blumig ist Rolf Blumigs drittes Studioalbum. Das 10 Tracks umfassende Werk erscheint Ende Februar beim Berliner Label Staatsakt, das mit dem Wunderkind aus Leipzig seiner Geschichte als aufmerksamer Entdecker visionärer deutscher (Nachwuchs)-Musiker:innen ein aufregendes Kapitel hinzufügt.

Laut.de schrieb einst über Blumig: „Wenn es dir mal schlecht geht, kommt Rolf Blumig vorbei, tritt dir gegens Schienbein und Moonwalked davon.“ Jetzt wissen wir auch, wohin der notorische Provokateur gemoonwalked ist: In den Zirkus Blumig. Ein passender Albumtitel, der die Sogwirkung beschreibt, die Blumigs Musik auf 42:34 Minuten entfaltet. Sein Zirkus liefert uns die nötige Einstellung, um der Gegenwart zu begegnen: Eine Mischung aus sarkastischer Kommentierung, Rückzug und zornigem Revolutionsgeist.

Bei allem Schatten- und Lichtspiel in Text und Musik ist der Sound des Albums stringent. Vorbild, erzählt Blumig, war die „muffige Studioraumästhetik“ von Rockplatten aus dem 70ern wie „77“ von den Talking Heads. Ein ästhetisches Konzept, das für Rolf Blumig erstmals der legendäre Indie-Produzent Olaf O.P.A.L. (Liquido, The Notwist, International Music) realisiert. Die Produktion fängt Rolfies schizophrenes Wesen nicht nur im Sound ein, sondern pointiert und schraubt es weiter. Hallräume öffnen und schließen sich analog zu Blumigs Gedanken und Assoziationen. Die Produktion wirft die Hoffnung auf, dass Quirkyness auch in Deutschland endlich Einzug in die breite Radiolandschaft erhält. Die Öffentlichkeit ist längst bereit für Psychedelik und Ambiguität, für Kreativität und Mut.

So ein Werk, das mehr ist als seine einzelnen Elemente, lässt sich nur mit gleichgesinnten und gleich kompetenten Mitmusiker:innen schaffen: Bruna Cabral mit ihrem unwiderstehlichen Schlagzeug- und Percussionspiel, Tastenspezialist und Mitarrangeur Kolya Wulf sowie die Glam-Goth-Bassistin Katja Kuoppomäki.

Zur soundästhetischen Verankerung des Zirkus Blumig in den 70er Jahren passt, dass Rolf Blumig Neil Young, Patti Smith und David Bowie zu seinen musikalischen Einflüssen zählt; doch auch Frank Zappas Mothers Of Invention oder Nina Simone sind nicht weit. Immerhin wäre „Zirkus Blumig“ fast ein Konzeptalbum geworden. Und die einstige Konzeptidee hat tatsächlich auch einen Überlebenden: Den Erzähler. Auftritt der traurige Clown. Er ist der Schlüssel zu diesem irren Werk: Zur Musik, die treibt, verschränkt, verspricht, nichts hält und doch alles gibt. Und zum Text, der dazu pointiert und beobachtet, Bedürfnisse und Enttäuschung genauso schneidend wie ehrlich heraufbeschwört wie Rhythmus und Melodie. Dabei steht uns mit dem traurigen Clown ein Entertainer gegenüber, der seine eigene Rolle und das Format, in dem er steht, selbst kennt und erkennt – und seine eigene Position und die der Zuhörerschaft stets kritisch hinterfragt.


Er ist es, der uns, wie eingangs erwähnt, mit dem ersten Song „Liebe ist überall“ in die Manege lockt. Doch sogleich zeigt sein Aufruf „Lasst uns die Fäuste ballen“, wo es hingeht. Denn Zirkus ist mehr als ein psychedelischer Trip: Das Album ist ein mutiges Manifest gegen die Machtlosigkeit. Kompromisslos lässt Rolfie dafür seine Persönlichkeitsanteile miteinander in den Ring steigen. Wir beginnen zu verstehen, was hier passiert, lassen uns von einer Hymne an den Masochismus („Fideralla“) zum Coming-Of-Age-Thema leiten („Cornern“), beobachten Blumig beim Entwurf seiner eigenen Utopie („Träum‘ von dir“) und sind spätestens bei der bowiehaften Akustikgitarre von „Männlein“ überzeugt, dass wir sicher im Zentrum des Zirkuserlebnisses angekommen sind.

Doch, und das ist das Schöne an Rolf Blumig, wenn wir uns all das erarbeitet haben und uns wohl und sicher in der Rolle der Hörenden fühlen wollen, kommt Rolfie und nimmt uns alles weg: „Spürst du die Sicherheit? / Sie rammt sie dir in deinen fetten Scheißleib“ („Sicherheit“). Die Beleidigung ist gleichzeitig ein Versprechen: Rolfie bleibt Rolfie und Blumig bleibt Blumig - und er scheißt darauf, was wir denken und fühlen. Wird er weiter sein Ding machen und dürfen wir darauf gespannt sein, was noch aus ihm kommt? Die Antwort ist wohl in den letzten 10 Sekunden von „Zirkus“ im Stück „Ja zum Leben“ zu finden, das uns endlich die Ode an das Ruhrgebiet liefert, auf die wir in der Indie-Musik so lange gewartet haben. Das schönste und befriedigendste Ende einer Platte seit langem. Ob das für Presse-Infos wohl auch funktioniert? Probieren wir es aus: JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA AAAA

Jüngste Single „Fiderallala“ hier sehen: https://youtu.be/cbhcI-ETZ_g Vorabstück „Sicherheit“ hier sehen: https://youtu.be/VAS_iAtGB1k Streamen/Kaufen/Vorbestellen: https://lnk.to/rolf-blumig-sicherheit

Tourdaten:

17.02.2023 Leipzig, TIFF
18.02.2023 CH-Kreuzlingen, Horst
19.02.2023 CH-Baden, One Of A Million Festival 12.04.2023 Dresden, Polimagie Festival 14.04.2023 Osnabrück, Popsalon
29.04.2023 Halle, Pierre Grasse
30.04. Köln, C/O Pop
17.06.2023 Mannheim, Maifeld Derby
*wird fortgesetzt

„Zirkus Blumig“ von Rolf Blumig erscheint am 24.02.2023 bei Staatsakt.

    
Tracklisting:

01 – Liebe ist überall (ISRC: DEEH62200284) 
02 – Fiderallala (ISRC: DEEH62200285)
03 – Cornern (ISRC: DEEH62200286)
04 – Mit dir (ISRC: DEEH62200287)

05 – Sicherheit (ISRC: DEEH62200288)
06 – Träum von Dir (ISRC: DEEH62200289)
07 – Tagicht (ISRC: DEEH62200290)
08 – Premiumheu für Maxi (ISRC: DEEH62200291) 09 – Männlein (ISRC: DEEH62200292)
10 - Ja zum Leben (ISRC: DEEH62200293)


26,00 € 26.0 EUR 26,00 €

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Veröffentlichungsdatum: 24.02.2023

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